Ziele und Träume sind ungeheuer wichtig. Wenn sie sich erfüllen, sind das unsere ganz großen Glücksmomente im Leben.
Wir reisen gerne und träumen oft davon, das liegt irgendwie in den Genen, meine Kinder haben das Fernweh vielleicht auch durch mein Fliegerleben mit der Muttermilch eingesogen.
Heute gibt es noch eine Geschichte dazu, hier ist sie:
Der jüngste Sohn hatte schon als kleiner Knirps großen Spaß an Achterbahnen. Seine ersten Computerspiele (gleich nach Pettersson & Findus und Harry Potter) waren Roller Coaster Tycoon und Achterbahn Designer.
Er baute Achterbahnen am PC und schaute Videos von Achterbahnen in Vergnügungsparks auf der ganzen Welt. Als er für die “Kraken” in Sea World, Florida, bei unserem Urlaub 2004 leider trotz Basecap auf dem Kopf noch ein paar Zentimeter zu klein war, gab es Tränen.
Von da an war sein Traum Cedar Point. Ein Roller Coaster Park in Sandusky, Ohio, am Ufer des Lake Erie. Am A… der Welt, von hier aus gesehen, unerreichbar. Mit den außergewöhnlichsten Achterbahnen der Welt und dem erstem Giga-Coaster, knapp 100 m hoch.
Wie um alles in der Welt kommt man da hin? Und zu welchem Anlass? Der Traum schien lange unerreichbar.
Bis……. ja, bis seine große Schwester im Jahr 2011 ein Auslandssemester machte. Sie studierte Arts & Culture in Maastricht und belegte während des Studiums ein Auslandssemester an einer Partneruniversität in den USA.
Und zwar in Ohio, Zufälle gibt es im Leben. Oder Schicksal? Gutes Karma?
Die kleinere Tochter machte in diesem Sommer ihr Abitur, als Geschenk für diese Leistung gab es von Mama eine Reise. New York sollte es zum ersten Mal für die Kinder sein. Es bot sich da natürlich auch an, die große Schwester im Auslandssemester zu besuchen.
Alles fügte sich zusammen, es wurde gejobbt und gespart. Ich recherchierte im Internet nach Flügen, Hotels, Auto, Transfers und dem ganzen Klumpatsch und landete dann doch wieder bei meinem Lieblings-Reiseveranstalter America Unlimited.
Meine Vorgaben an das Reisebüro: ein paar Tage das große Kind in Ohio besuchen (weil wir das College-Leben in den USA sehen wollten), am Anfang ein paar Tage New York (das war das Abi-Geschenk), ein paar Tage Bildung und Geschichte in Washington (es war also quasi ein Bildungsurlaub) und zum Abschluss Cleveland, Ohio ( zur Erfüllung des Acherbahn-Traums)
Das America-Unlimited Team stellte uns alles passend zusammen, ich habe mir die Hotels vorher bei Trip Advisor und Expedia angeschaut, wegen Lage und Bewertungen. Es wurde einiges umgestellt, bis es für uns optimal war, auch vom Preis-Leistungsverhältnis. Die Beratung durch ein gutes Reisebüro hat sich bezahlt gemacht, ich selber wäre z.B. auch nicht auf die Idee gekommen, zwischen New York und Washington den Zug zu nehmen und so das teurere Auto zu sparen.
Das Abiturkind bekam unerwartet kurzfristig einen Studienplatz, musste vorher noch ein Praktikum machen und konnte aus dem Grund leider dann nicht dabei sein (das Geschenk wurde nachgeholt, versteht sich).
Ich flog also mit den Jungens alleine nach New York. Nach drei sehr laufintensiven Tagen und einem neuen Longboard im Gepäck ging es mit dem AmTrak nach Washington. Wir erlebten in New York ein Erdbeben und in Washington einen Hurricane, das sei nur am Rande erwähnt und ist in einem anderen Blogbeitrag nachzulesen.
Der Bahnhof in Washington ist sehenswert, fast so schön wie der Grand Central in NYC oder Kings Cross in London.
Nachdem wir uns in Washington bei einer Affenhitze zwei Tage die Highlights angesehen hatten und den Hurricane überlebten, ging es mit dem Auto über den Potomac River los in Richtung Virginia.
Erster Stop war der Arlington National Cemetery , der zweitgrößte Friedhof in den USA und letzte Ruhestätte für bisher ca. 400.000 Angehörige der US-Streitkräfte, für John Fitzgerald Kennedy und seine Familie, wie auch Gattin Jackie O.
Und Ruhestätte für meine Tante und meinen Onkel.
Mein Onkel St. Clair MacKay (wir nannten ihn als Kinder nur Onkel Mac) war Lt. Colonel der US Army, Tante Inge hatte ihn kurz nach dem Krieg kennengelernt, da sie als Dolmetscherin für die amerikanischen Besatzungsmächte tätig war.
Wie man unschwer erkennt, hat mein Onkel Mac sehr gerne fotografiert, ich habe hier noch kistenweise Fotos und Alben aus dem bewegten Leben der Beiden.
Er starb 1979 und wurde in Arlington mit der für Offiziere üblichen Zeremonie beigesetzt, mit Flagge über dem Sarg, Salutschüssen usw., wie man es aus Filmen kennt. Ich fand das damals sehr beeindruckend.
Witwen und Kinder der Angehörigen der Streitkräfte werden auf Wunsch auch dort beigesetzt, wie meine Tante nach ihrem Tod 2005.
Arlington National Cemetery liegt nördlich des Pentagon. Die Ausrichtung der Grabsteine folgt einem strengen Muster. Die Seiten, auf denen die Namen der Soldaten, im überwiegenden Fall Männer, eingraviert sind, zeigt nach Süden, in Richtung Pentagon (US-Verteidigungsministerium) und Lincoln Memorial.
Auf der Rückseite der Grabsteine sind dann jeweils die Namen der Ehefrauen eingraviert, oder auch der Kinder, die dort beigesetzt sind.
Die gigantische Ausdehnung des Friedhofs mit den beeindruckend akkurat ausgerichteten weißen Grabsteinen ist wirklich überwältigend. Wenn man dort entlang läuft und die Namen oder Einsatzorte liest fragt man sich unwillkürlich, welches Schicksal manche dieser Menschen wohl hatten.
Das Grab des am 22. November 1963 ermordeten 35. Präsidenten der USA, John F. Kennedy, befindet sich in einer Linie mit der über den Potomac River führenden Arlington Memorial Bridge und dem Lincoln Memorial in der Stadt Washington.
Es gibt mehrere sehenswerte Denkmäler, ein Besuch dieses Ortes des Gedenkens der Geschichte lohnt sich in jedem Fall, auch wenn man keine persönlichen Beweggründe wie ich hat.
Wir hatten am Tag unseres Besuches leider nicht viel Zeit, da wir um 15.00 Uhr in Pennsylvania einen festen Termin und abends in Pittsburgh ein Hotelzimmer reserviert hatten.
Was wollten wir in der Wildnis von Pennsylvania?
Mein kluges jüngstes Kind hatte Spaß am Kunstunterricht, und in dem entsprechenden Schuljahr ging es um Architektur. Frank Lloyd Wright und sein weltbekanntes Modellhaus Fallingwater wurde im Unterricht behandelt. Benjamin entdeckte, dass es zufällig passgenau an unserer Reiseroute lag, zwischen Washington und Pittsburgh.
Bildungsurlaub!
Mitten in den menschenleeren Allegheny Mountains.
Fallingwater ist ein Meisterwerk der organischen Architektur und seit 1964 als Museum zugänglich. Frank Lloyd Wright baute es 1935 als Wochenend-Domizil für eine Industrieellenfamilie aus Pittsburgh, die Kaufmanns.
Ich hätte sofort einziehen können! Das Haus ist direkt über und in den Wasserfall gebaut, das Plätschern und Rauschen ist allgegenwärtig überall im Haus.
Eine Führung durch das Innere muss man vorher online buchen, in einem engen Zeitfenster, das hatte ich schon von Deutschland aus gemacht. Während der ca. einstündigen Führung durfte man im Haus leider keine Fotos machen, so schade! Aber ich habe diesen Link mit Bildern aus dem Inneren, das ist wirklich sehenswert!
Das Haus ist im Originalzustand eingerichtet, schlicht und klassisch, ein Traum. Und jetzt genau total en vogue, die Bilder könnten aus einem aktuellen Wohndesign-Magazin stammen.
Ein Wort, das unser Guide ständig verwendete war: cantilever. Nie vorher gehört, aber es dämmerte uns nach einer Weile, das musste Ausleger oder Freiträger heißen. Denn das ist das Prinzip oder vielmehr die Bauweise dieses Hauses, es schwebt über dem Wasser und alles ist horizontal geschichtet. Faszinierend, sich vorzustellen wie damals die Kaufmanns hier ihre Gäste am Wochenende empfangen haben.
Unbedingte Empfehlung, solltet ihr jemals in Pennsylvania sein!
Es versteht sich von selber, dass der Sohn nach unserer Rückkehr im Kunstunterricht damit glänzte, nicht mal sein Lehrer hatte das Bauwerk in Natura gesehen.
Reisen bildet ganz enorm, sag ich immer.
Abends, im 80 km von Fallingwater entfernten Pittsburgh, fuhren wir noch auf einen Berg am Rand der Stadt. Mit der Duquesne Incline, einer sehr steilen Standseilbahn, von der aus man einen tollen Blick über das ansonsten nicht weiter erwähnenswerte Pittsburgh hat;-).
Und dann kam Ohio. Unschwer zu erkennen, am Seitenstreifen für die Amish-Kutschen, die sind an den Hauptstraßen eingezeichnet und man erkennt sie auch am Pferdedung, der da überall liegt.
Ich war total fasziniert von den kurzen Momenten, in denen wir Amishen begegneten. Die Frauen mit den Hauben, in Kutschen oder auf Fahrrädern. Die Männer mit den Bärten und Strohhüten. Strengblickend.
Es muss aber auch nervig sein, immer diese blöden Touristen, die meinen man merkt nicht, dass sie einen fotografieren!
Wir fuhren durch Berlin, Walnut Creek und Sugarcreek. Alles sauber und ordentlich.
Zum Thema Shopping, in Ohio haben wir ausgiebig in Vintage Stores, Thrift Shops, Goodwill und Antique Malls gestöbert, ein Paradies für Sammler und Jäger!
Und klar, das hier musste auch sein, ich kaufe in jedem Urlaub seit ich denken kann, weihnachtlichen Baumschmuck als Souvenir.
Dann waren wir endlich da, im kleinen beschaulichen Städtchen Westerville, etwas ausserhalb der Hauptstadt Columbus, OH.
Otterbein University ist ein “liberal arts college”, eine Universität, die ganzheitliche kulturelle Bildung vermittelt. Als eine der Partneruniversitäten der Universität von Maastricht (an der meine Tochter Kulturwissenschaften, bzw Arts and Culture studiert hat) bietet sie die Möglichkeit für Auslandssemester. Eine hervorragende Sache!
Meine Tochter meinte später, sie habe in den fünf Monaten dort mehr für ihre berufliche Zukunft gelernt als in drei Jahren sehr theoretischem und vergleichsweise trockenen Studium in Maastricht.
Lavinia hatte zusätzlich das Glück, in der College-Tennismannschaft spielen zu können, kostenloses knallhartes Training dreimal die Woche. Erfreulicherweise musste sie für das Semester nur die vergleichsweise günstigen Studiengebühren der Maastrichter Uni zahlen, ein Bruchteil von dem, was die amerikanischen Studenten dort zahlen (Grundgebühr 32.000 US$ pro Jahr ++++). Trotzdem ist so ein Auslandssemester eine teure Angelegenheit, zum Glück gibt es dafür Auslands-BaföG und Studienkredite.
Aber jeder Cent ist gut angelegt, zumindest bei meiner Tochter war es so. Otterbein hat für amerikanische Verhältnisse einen kleinen und überschaubaren Campus.
Hier probte im Stadion der Football Mannschaft Otterbein Cardinals gerade die Marching Band, die hat bekanntlich jedes College. Es ist eine Ehre, dort mitspielen zu dürfen. Und der Drill bei den Performances ist fast militärisch genau, ich bewundere diese jungen Leute.
Wir schauten uns am nächsten Tag auch die Ohio State University an, in der Hauptstadt Columbus. Ein wesentlich größerer Campus, und der Eingang in das gigantische Stadion der Footballmannschaft lässt sich hier auf dem Foto ansatzweise erkennen. College Football ist ja eine Semi-Profi-Liga in den USA, und die Ohio State Buckeyes spielen ganz vorne mit.
Selbstverständlich waren Alkohol, Tabakwaren und sonstige ähm… Dinge auf dem Otterbein Campus verboten. Die meisten Studenten sind nicht volljährig, bzw unter 21, und dürfen sowieso noch keinen Alkohol trinken. Über alles wacht strengstens die Campus Polizei.
Das Tochterkind wohnte in einem winzigen Zimmer auf dem Campus. Mit drei anderen Mädels in einer WG im Studentenwohnheim.
Das Kind hatte Uni und wenig Zeit für uns, aber ich bin sehr froh, dass ich damals ihr “home away from home” gesehen habe, ihre Mitstudenten kennengelernt habe.
Die letzten drei Tage verbrachten die Jungens und ich dann im Norden Ohios, in Cleveland, dem Zuhause der weltbekannten Cleveland Indians. Noch so ein unfassbar großes Stadion, dieses Mal für Baseball.
Und dann war es endlich soweit, das lang ersehnte Ziel vor Augen. Cedar Point liegt eine Stunde westlich von Cleveland, ich habe die Jungens morgens hingebracht und mir dann den Tag mit Shopping vertrieben. An beiden Tagen.
Ja, ihr lest richtig, an einem Tag ist der Park nicht zu schaffen.
Es gibt nur Achterbahnen. Kein Mickey Mouse und kein Trallala, man hört lautes schrilles Kreischen, schon von weitem.
Absoluter Wahnsinn.
Ansonsten fanden wir Cleveland irgendwie seltsam. Ausgestorben, wie eine Geisterstadt. Es gibt die Rock’n Roll Hall of Fame, na ja.
Außer, dass ich mit drei Kampfjet-Piloten in schwarzen Flightsuits im Aufzug des Hotels gefahren bin, kann ich mich nicht an viel erinnern. Aber an diese Minute 1000% Testosteron jetzt immer noch, ha ha.
Meine Geschichte ist doch wieder länger geworden, das war keine Absicht. Kurz fassen geht bei mir manchmal nicht. Und wieder unter knapp 1000 Fotos die passenden suchen, das dauert. Denn wir haben auf dieser Reise so viel Interessantes gesehen und erlebt und erfahren, ich hab euch jetzt nur ein paar der Highlights beschrieben und gezeigt.
Da geht noch was, da kommt noch was, schauen sie wieder vorbei!
Und meine wichtigste Botschaft, wenn ich es mal so nennen darf: Träume können sich erfüllen! Auch wenn sie für ein Kind unerreichbar scheinen, auch wenn sie sich wie Spinnerei anhören.
Wenn man ganz fest daran glaubt, dann erfüllen sie sich, ganz oft jedenfalls!
Alles Liebe
Barbara