Mein absolutes Highlight der Woche war der Kölner Dom. Und die Orgel. Und Anna Lapwood.
Ich folge ihr seit drei Jahren auf Tiktok und Instagram. Zufällig entdeckte ich ein Video von ihr, dass ich mir damals sofort bei You Tube gespeichert habe. Dort könnt ihr auch nachlesen, wie dieses Konzert mit der Elektro Pop Band Bonobo einfach zufällig zustande kam und so ihre Weltkarriere auch auf Social Media begann.
Anna Lapwood ist Großbritanniens bekannteste Organistin – und inzwischen auch Social-Media-Star. Auf TikTok hat sie mehr als 1,3 Millionen Follower, bei Instagram sind es eine Million. Ihre Orgel-Reels gehen viral, sie erreicht Millionen junger Menschen. Das will sie auch. Sie ist überzeugt davon, dass ein erster Kontakt über die sozialen Medien wichtig ist, damit die jungen Leute irgendwann in Konzerte gehen, auch, um klassische Musik zu hören – dazu gehören aber auch Kompositionen für Filmmusik, die sie für die Orgel umschreibt.
Nicht ohne Grund wird Anna Lapwood gern als die “Taylor Swift der klassischen Musik” bezeichnet. Sie hat schon im Buckingham-Palast gespielt und bei den BBC Proms, im Herbst 2023 hat sie mit “Luna” ihre zweite Solo-CD herausgebracht. Sie erhielt als erste Frau am Magdalen College in Oxford ein Orgelstipendium und wurde 2016, mit gerade einmal 21 Jahren, Musikdirektorin am Pembroke College in Cambridge. So jung ist auf eine solche Stelle noch nie jemand berufen worden. Seither engagiert sie sich in der Frauenförderung. Sie hat einen Frauenchor gegründet und bemüht sich, Mädchen für das Orgelspiel zu begeistern.
Mein Traum ist, sie einmal in der Royal Albert Hall zu erleben, das ist sozusagen ihre Heimat. Die Tickets sind leider sehr teuer und immer superschnell ausverkauft. Irgendwann klappt es aber sicher.
Anna Lapwood und ich im Kölner Dom
Zufällig entdeckte ich letzte Woche, dass sie am Dienstag ein kostenloses Konzert im Kölner Dom spielt. Meine Freundin und ich schmissen uns rechtzeitig in die Bahn nach Köln, eigentlich sind das 25 Minuten Fahrt. Eine Stunde Verspätung, Mist. Wir rannten aus dem Kölner Hauptbahnhof die Stufen hoch zum Dom, reihten uns zwei Stunden vor Konzertbeginn in die Schlange auf der Domplatte ein und sahen mit Erstaunen, wie die Schlange immer länger und länger wurde.
Dieses Konzert in Köln war außergewöhnlich in jeder Hinsicht.
Aus Kanada, England und ganz Europa waren laut Presse Menschen nach Köln gereist. Eine Stunde vor Konzertbeginn postete Anna dann auf ihrem Instagram Account, dass sie kurzfristig zwei Konzerte hintereinander geben würde, um möglichst viele Menschen teilhaben zu lassen. In der Schlange warteten viele junge Frauen und Mädchen, das fand ich erstaunlich. Orgel hat ja mehr so ein konservatives Image, und ist eher eine Männerdomäne. Umso schöner finde ich, dass Anna so viele junge Menschen erreicht.
Die Türen des Doms öffneten sich, und wir durften rein. Ich habe noch nie eine so volle Kirche erlebt. Es wurden 1500 zusätzliche Stühle aufgestellt. Jeder Zentimeter Boden war belegt, 4000 Leute saßen, standen und lagen teilweise, aber sehr entspannt. Die euphorische Stimmung war sensationell, Anna wurde gefeiert wie bei einem Popkonzert.
Das Programm musste sie natürlich verkürzen, durch Applauslautstärke konnte das Publikum mitbestimmen. Die Klassik fiel dabei raus, die Filmmusik war Favorit.
Anna hatte in einem Video von Proben am Vortag gesagt, dass sie noch nie eine so laute Orgel gespielt hätte. Und ich sage euch, der Sound war einfach unglaublich. Der Anstieg der Lautstärke, wie immer mehr Orgelpfeifen dazu kamen, ich hatte von Anfang bis Ende Gänsehaut. Dieses gewaltige Instrument, beherrscht von einer so zierlichen quirligen Person, der Klang in diesem großen Dom kam von allen Seiten und war komplett berauschend.

copyright Anna Lapwood Instagram
Sie hat alle meine Favoriten gespielt. Ich kann mich nicht für eins entscheiden, alles traumhaft schön, sei es nun die Musik von Hans Zimmer Chevaliers De Sangreal (aus dem Film “The Da Vinci Code”), Cornfield Chase aus “Interstellar”, ihre persönliche neue Partitur von “Pirates of the Caribian” die sie kürzlich für die Orgel geschrieben hat, oder ihr Arrangement von Ludovico Einaudi: »Experience«
Als Zugabe hat sie dann noch Test Drive gespielt, auch so ein Stück, das total unter die Haut geht.
Wir verließen den Dom danach total geflasht durch die linken und rechten Seitentüren, die sonst nie geöffnet werden (außer beim Papstbesuch). So konnten an der Südseite durch die großen Haupttüren die nächsten 4000 Leute reingelassen werden.
Ich habe kaum Fotos geschafft, aber viel mitgefilmt und beim Hochladen bei Instagram hatte ich sofort wieder Gänsehaut. Ihr könnt meine Eindrücke vom Konzert in meinen Hightlights bei Instagram sehen. Ansonsten auch in Tausenden von Videos auf Tiktok und Instagram. Es sind anscheinend 5000 Wartende nicht mehr reingekommen, die Organisatoren waren vollkommen überfordert mit dem Ansturm. Umso dankbarer waren wir, dass wir diese einmalige Erfahrung machen durften.
Und was soll ich sagen: gestern mittag entdeckte ich bei Instagram, dass sie Ende Februar in Berlin in der Philharmonie spielt. Schnell meine Tochter gefragt, zack, noch drei Karten erwischt und eine Stunde später war alles ausverkauft.
Deutschland im Orgel Hype, wer hätte das gedacht.
Am vergangenen Wochenende hatte ich ein wenig Mutter-Sohn-Zeit mit dem Doktorsohn. Praktisch, so ein Arzt in der Familie. Meine momentanen Arztbesuche wegen Knie und Fuß kann ich immer gut mit ihm besprechen und er erklärt mir immer noch zusätzlich etwas. Zum Beispiel, dass mein teures Collagen Glow überhaupt nichts bringen kann. Wissenschaftlich gesehen. Na ja, man muss nicht immer auf meine Kinder hören. Vielleicht ist es auch ein Placebo Effekt.
Ausgerechnet an dem Wochenende stach mich auch wieder eine dieser Pest Mücken und der Stich saß genau an der Stelle am Knie, wo ich gerade Eigenblut gegen Arthrose gespritzt bekomme. Er sagte gleich: das wird nix, die nächste Injektion, wenn der Stich sich wie so oft in letzter Zeit entzündet. Genau so war es dann, auch eine Woche nach dem Stich gestern sagte der Orthopäde: Nope, das geht nicht. Müssen wir noch eine Woche warten, better safe than sorry. Hallo ihr blöden Mücken, ihr habt meinen ganzen Körper, mussten es ausgerechnet diese fünf Zentimeter sein? Anti-Brumm ist inzwischen mein bester Freund geworden.
Und sonst so?
Schon spannend, niemand spricht mehr über Jens Spahn und seine Maskenaffäre, dafür wird lieber eine intelligente, integere Frau dem Pöbel zum Frass vorgeworfen.
Der jungen Generation wird oft vorgeworfen, sie sei uninformiert.
Generation Tiktok eben. Okay. Wenn sich jetzt etliche Abgeordnete der CDU aber offensichtlich der Generation Nius zugehörig fühlen, sich von Lüge und Hetze treiben lassen und es nicht schaffen, sich anderweitig zu informieren, haben wir hier ein noch viel größeres Problem. Von jemandem, der im Bundestag sitzt und über 12.000 Euro im Monat verdient, erwarte ich eine gewisse Lese- und Medienkompetenz.
Ich kann gar nicht ausdrücken, wie sehr mich diese Causa bewegt und verängstigt. Die Macht und das Geschick rechter Medien … unfassbar. Die Manipulierbarkeit unserer Gesellschaft und PolitikerInnen ebenso. Bitte seid wachsam (und glaubt nicht alles, was ihr auf Social Media lest).
Ich habe mir zum ersten Mal seit langer Zeit Herrn Lanz angetan, aber ich bereue es nicht, weil ich so beeindruckt von der Souveränität und offenbaren Kompetenz von Frau Brosius-Gersdorf bin. Kaum zu glauben, wie sie das steht – und wie klar sie auch versteht und artikuliert, dass es längst nicht mehr nur um sie, sondern um das Bestehen gegen Kampagnen geht.Es wäre schön, wenn all unsere Verfassungsrichter*innen diese Stärke hätten.
Der Fall zeigt, wie leicht politische Karrieren heute durch Kampagnen beschädigt werden können. Wie sehr wissenschaftliche Expertise zur Projektionsfläche ideologischer Kämpfe wird. Und wie stark der Druck auf unabhängige Institutionen gewachsen ist. Das ist kein Streit um eine Personalie – das ist ein Warnsignal für unsere Demokratie.
Wenn man sich anschaut was Trump mit Hilfe des obersten Gerichts macht, weiß man warum die CDU und AFD eine kluge und liberale Frau ablehnen.
Und diese dauernden Parallelen zu den USA machen mir auch wirklich Sorgen, weil ein sehr ähnliches Szenario sich auch gerade dort abspielt. Die Republikaner haben gegen massiven Widerstand der Demokraten und 900 unabhängiger Experten der Justiz den persönlichen Anwalt von Trump als Bundesrichter auf Lebenszeit und eine Moderatorin des Hetz-Senders Fox News als Staatsanwältin durchgedrückt. Rein ideologisch motiviert und durch Angst vor Donalds Rache getrieben. Völlig ungeeignete Personen für Ämter, die die Zukunft des Landes bestimmen, in eine ungute Richtung.
Good News!
Großbritannien: Schulen klären über Misogynie auf Das wird auch Zeit, denn wir entfernen und scheinbar immer weiter von Gleichberechtigung.
Und ist das eine gute Nachricht? Ich bin mir da noch nicht so sicher: KI-Roboter führt erste Gallenblasen-OP ohne menschliche Hilfe durch
Nach Messen bleibt oft viel Material übrig. Das Unternehmen Trash Galore holt diesen Messeabfall ab und gibt ihn an diejenigen weiter, die ihn benötigen, beispielsweise an Festivals oder gemeinnützige Projekte. Meine Tochter hatte diese Zusammenarbeit gerade für ein großes Messe-Projekt ihrer Agentur auf der OMR in Hamburg. Zweites Leben für Messemüll.
1. Heute wird ___________ .
2. ___________ Spinat mit _____________.
3. Ich hatte gute Vorsätze, aber ___________ .
4. __________ den schönsten Sonnenuntergang.
5. Zum Frühstück __________ .
6. _________ geärgert.
7. Was das Wochenende angeht, heute Abend freue ich mich auf ___________ , morgen habe ich geplant, _________ und Sonntag möchte ich _________ !
Wenn ihr mitmachen wollt, könnt ihr die Fragen vom Freitagsfüller gerne auf euren Blogs beantworten und im Kommentar verlinken. Oder aber ihr beantwortet direkt hier in den Kommentaren, wenn ihr keinen eigenen Blog habt. Ich freue mich auf eure Antworten oder auf das Stöbern auf euren Blogs, danke für’s Mitmachen beim Freitagsfüller! Und euer Interesse an meinen Freitagstipps, die kommen jetzt. Ich freue mich übrigens auch, wenn ihr meine Freitagstipps durch eure eigenen Freitagstipps in den Kommentaren ergänzt!
Meine Freitagstipps für euch
Freitagstipps zum Gucken
Gelesen auf Threads: Netflix schlägt mir ein Film vor. Schau die Vorschau. Sehe Matthias Schweighöfer. Kündige Netflix. Brenne die Wohnung ab. Lebe fortan im Wald. Haha, meine Gedanken, nachdem ich Brick gesehen habe. Wann ist der Schweighöfer so alt und ernst geworden? Absoluter Schrott, dieser Film. Schade. Das ist natürlich nur meine Meinung.
Ich ertrage keinen Schrott und keinen Horror gerade. Deswegen binge ich gerade wieder Downton Abbey, da im September der neue und leider auch letzte Film erscheint, Downton Abbey: Das große Finale.
Dann habe ich im Magazin Titel, Thesen, Temperamente einen kurzen Beitrag gesehen, der erschreckend zeigt, wie hinter KI ein System globaler Ungleichheit und Ausbeutung liegt. Das dem Kolonialismus ähnelt. Klickarbeiter*innen in Afrika die “ttt” während einer investigativen Recherche traf, berichten davon.
Da ich bald erstmal mit Downton Abbey durch bin, werde ich am Wochenende die neue Staffel “The Gilded Age” weiterschauen. Tolle Schauspielerinnen, schöne Kostüme und was zum Abschalten vom Weltschmerz.
Freitagstipps zum Lesen
Hättet ihr das gemerkt? Wie raffiniert wir manchmal getäuscht werden? „Skimpflation“: Liste zeigt 40 Mogelpackungen im Supermarkt. Die meisten der beschriebenen Produkte nutze ich persönlich nicht, aber es zeigt die Raffinesse der Hersteller. Alnatura Gummibärchen haben mich geschockt.Und die Teebeutel.
Eine Autobahn unter Denkmalschutz, 70 Kilometer, von den Nazis geplant, nie in Betrieb gegangen und jetzt teilweise als Wanderstrecke nutzbar. Was es alles gibt, ich kannte die Strecke 46: Deutschlands längste Autobahn-Ruine bisher nicht
Die Lionesses stehen seit gestern gegen die Italienerinnen im Halbfinale der Fußball EM der Frauen in der Schweiz. Deutschland und Frankreich kämpfen am Samstag um den Halbfinal-Einzug ist. In dem Zusammenhang las ich, dass übergriffiges Verhalten gegenüber Frauen im Fußball kein Einzelfall ist, im Gegenteil. Sexuelle Belästigung ist für viele Spielerinnen der Alltag. Es ist ein strukturelles und gesellschaftliches Problem, das sich durch die sozialen Netzwerke verschärft hat – und zum Thema in der deutschen Nationalmannschaft der Frauen geworden ist. Männer. Nicht alle, aber immer sind es Männer.
Freitagstipps zum Hören
Ich wusste nicht, was eine Ostmulle ist. Tradwife kannte ich. Aber längst ist klar, dass auch die Neue Rechte gezielt auf solche weiblichen Influencerinnen setzt. Ich fand den Podcast des Süddeutschen Rundfunks dazu sehr interessant, und auch erschreckend. Tradwives und Ostmullen-Tiktok und die Neue Rechte.
Den „Feel the News – Was Deutschland bewegt“ Podcast von Jule Lobo und Sascha Lobo höre ich nicht oft, er ist mir zu einseitig und Sascha Lobo finde ich inzwischen abgehoben. Das Thema ihrer aktuellen Ausgabe interessierte mich aber so sehr, dass ich mir die Folge angehört habe. Die Reichen und ihre Welt. Der Fall der Familie Block. Ja, die Steakhaus Blocks. Zwei entführte Kinder, eine Silvesternacht, sechs maskierte Männer – und mittendrin Christina Block und Gerhard Delling. Was wie ein Drehbuch klingt, ist ein realer Fall, der aktuell die Gerichte und Medien beschäftigt.
Das waren meine Freitagstipps und Gedanken für diese Woche. Vielen Dank für’s Vorbeischauen, ich hoffe, es ist etwas Interessantes für euch dabei.
Ich wünsche euch ein wunderbares Wochenende! Der Sommer könnte übrigens jetzt wiederkommen, finde ich.
Alles Liebe