Ende letzten Jahres erhielt ich eine Anfrage der Stadtbibliothek Recklinghausen, es ging um einen Scrapbooking-Workshop für Kinder und Jugendliche. Solche Anfragen freuen mich besonders. Sie zeigen mir, dass abseits von Social Media und Newsletter mein Blog immer noch Sinn macht. Die meisten von uns suchen doch Informationen zu bestimmten Themen nach wie vor über Google und Suchmaschinen. Und da ranken die Infos von klassischen Blogs und Webseiten im Allgemeinen weit über Instagram & Co.
Nach einem kurzen Brainstorming mit der Leitung der Stadtbibliothek entschieden wir uns für meinen Vorschlag, keinen “klassischen” Scrapbooking-Workshop mit viel Materialaufwand anzubieten, denn der Workshop war im Rahmen des Ferienprogramms für die Jugendlichen kostenlos und das Budget der Stadtbibliothek für mein Honorar oder Material nicht üppig. Statt dessen sollten alte Bücher die Basis für den Workshop sein, was bietet sich Besseres in einer Bibliothek an?
Die Ausschreibung für den Scrapbooking-Workshop sah dann so aus:
Die Künstlerin Barbara Haane bietet Scrapbooking-Workshops für Kreative ab zehn Jahren an. Es werden mit viel Spaß und Kreativität verschiedene Techniken und Materialien vermittelt, mit denen aus alten Büchern Fotoalben gestaltet werden können. So entsteht im Sinne der Nachhaltigkeit aus einem ausgedienten Gegenstand ein neues, wertvolles und individuelles Erinnerungsstück.
Zu meiner Freude war der Workshop schnell ausgebucht und es gab sogar eine Warteliste! Ein Mädel von der Warteliste war einfach auf gut Glück gekommen und natürlich haben wir noch einen Platz organisiert. Das strahlende Grinsen vor Freude war es wert.
Neue Scrapbooks aus alten Büchern waren schon oft Thema meiner Workshops. Zum Beispiel beim Workshop im Frau Hölle Studio in München oder bei meinem ersten Workshop zu Thema Neues Leben für ein altes Buch vor sage und schreibe 11 Jahren. Alte Bücher eignen sich auch perfekt für Art Journals und Junk Journals.
Am Sonntagmorgen fuhr ich also mit gepackten Taschen in die menschenleere Innenstadt von Recklinghausen. Was für eine schöne Stadtbibliothek! Kurz nach der Öffnung der Türen füllte sich zu meinem Erstaunen bereits die Räume und überall saßen Menschen und lasen. Am Sonntag! Ich fand es richtig cool und man sagte mir, dass Sonntags immer viel los sei.
Wir bereiteten kurz die Plätze für die 13 Teilnehmerinnen vor und dann kamen sie auch pünktlich um 11.00 Uhr. Es waren (mich wundert es eigentlich nicht) Mädchen im Alter von 10-14 Jahren, fröhlich, gut drauf und wirklich süß. Als kleines Warm Up fragte ich sie, was sie gerade so lesen. Harry Potter ist immer noch aktuell, den Rest der Bücher habe ich leider vergessen, bei Jugendbüchern bin ich nicht mehr so im Thema.
Ich hatte ein kleines Muster vorbereitet, um den Teenies zu zeigen, wie sie die Bücher vorbereiten und gestalten können. Und was man aus den entfernten Buchseiten Schönes machen kann.
Mitgebracht hatte ich Mini Distress Inks, da man mit diesen wasserlöslichen Stempelfarben Färben und Stempeln kann. Dazu kleine Wassersprüher, die Mädchen hatten diese Technik sehr schnell raus und Spaß damit.
Außerdem hatte ich Buchstabenstempel, gemusterte Scrapbooking Papiere und einige Motivlocher dabei. Scheren und Klebestifte wurden von der Stadtbibliothek gestellt.
Was hatte ich erwartet? Ich weiß es nicht genau, aber die Freude, Ruhe, Konzentration und Motivation der Mädchen hat mich sehr angenehm überrascht. Die internen Gespräche während des Bastelns drehten sich übrigens um die Urlaube und die entsprechenden Fotos, für die die Bücher im Scrapbookingworkshop gestaltet wurden.
Und darum, welche Lehrer man im nächsten Schuljahr absolut nicht möchte und natürlich Taylor Swift. So niedlich, ich war in einer Swiftie Bubble gelandet! Mitten im Münsterland. Bändchen Tausch inklusive.
Die fertigen Bücher aus dem Scrapbookingworkshop
Nach vier Stunden hatten alle Mädchen ihre Bücher mit viel Kreativität fertig gestaltet, und jedes Buch sah anders aus. Hier seht ihr einige Beispiele, die mit Fotos und Rezepten gefüllt werden sollen.
Alles in allem kann ich nur sagen, dass dieser ganz besondere Scrapbookingworkshop eine erfrischende und sehr positive neue Erfahrung für mich war. Man kann so viel Schönes und Neues aus alten Büchern machen, diese Idee spricht offenbar auch Jugendliche an. Denen sagt man ja öfter nach, sie würden nur am Handy hängen und nicht mehr lesen. Das stimmt definitiv nicht, jedenfalls in Recklinghausen.
Note to self: Beim nächsten Workshop mit Teenagern muss ich dringend darauf hinweisen, dass Stempel zwischendurch gesäubert werden sollten. Meine Stempelkissen haben etwas gelitten. Mit blauer Farbe am Stempel zack ins rosa Stempelkissen, und mit schwarz in rot. Aua, aber shit happens und die Mädchen konnten es ja nicht wissen.
Und nachdem ich zum Workshop einige Instagram Stories gepostet hatte, kamen sehr viele Nachrichten und Anfragen bei mir an. Von Bibliothekarinnen, Müttern, deren Kinder oft in der Bücherei sind und anderen Interessierten.
Mich freut es wirklich sehr, wenn ich so auch neue, andere und jüngere Zielgruppen für das kreative Basteln mit alten Büchern, Papier und Farben begeistern kann.
Bitte schreibt mir gerne in die Kommentare, wenn euch das Thema auch interessiert oder ihr Fragen dazu habt.
Alles Liebe
2 Comments
Liebe Barbara,
herzlichen Dank für all die Infos und Einblicke in diesen Workshop. Jetzt überlege ich mir mal, wie ich dieses Thema auch in unserer Bücherei umsetzen kann.
Viele Grüße
Franka
Das freut mich sehr, liebe Franka. Und viel Erfolg bei deinem Vorhaben, melde dich gerne, wenn sich noch Fragen ergeben!